| Jenseit des Tweed | 
  
   
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    Kapitel 27  | 
  
   
    Melrose-Abbey  | 
  
   
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          Und 
              willst du des Zaubers sicher sein, So besuche Melros´ 
              bei Mondenschein;  
            Die 
              goldne Sonne, des Tages Licht, Sie passen zu seinen Trümmern 
              nicht.  
            Wir konnten diesem guten 
              Rate Walter 
              Scotts (Gesang 2 in »The 
              Lay of the last Minstrel«) leider nicht nachkommen; denn 
              es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen, und schon 
              um zehn Uhr vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein.  | 
         
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               Das Städtchen 
                Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen 
                Grenze entfernt, liegt am Tweed, 
                an den Abhängen malerischer Hügel, die hier zu beiden 
                Seiten den Fluß einfassen. Das Tweed-Tal gilt an dieser 
                Stelle für außerordentlich fruchtbar, und so muß 
                es überraschen, daß das Wort Melrose nicht »Honigrose«, 
                sondern vielmehr »Kahlenberg« bedeutet. Die alte Schreibart 
                war nämlich »Mullroß«, ein gälisches 
                Wort, das etwa »unfruchtbares Vorgebirge« meint. 
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               Melrose-Abbey ward zwischen 
                1136 und 1146 von König 
                David I. gegründet, also ungefähr um dieselbe Zeit, 
                wo die Abtei 
                von Holyrood errichtet wurde. Melrose war ein Zisterzienser-Kloster 
                und größer, reicher, schöner als irgendeine andere 
                Abtei im Lande.  
              Drei große Feinde 
                indes haben an der Zerstörung dieses Baudenkmals gearbeitet: 
                der Krieg, 
                das Puritanertum 
                und der Vandalismus der letzten Jahrhunderte. Melrose-Abbey wurde 
                zu einem Steinbruch, dessen Wände und Pfeiler man zerschlug, 
                um nachbarliche Stallgebäude aufzuführen. Aber auch 
                unter den Ruinen des Landes ist sie die schönste geblieben. 
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                 Robert 
                  Bruce ließ Lord 
                  Douglas an sein Sterbebett rufen. Er legte ihm die Verpflichtung 
                  auf, sein Herz gen Jerusalem 
                  zu tragen und in heiliger Erde beizusetzen. Der König starb, 
                  und Douglas brach auf; das Herz des Königs trug er in einer 
                  silbernen Kapsel. Immer glücklich in seinen Kämpfen 
                  mit den Sarazenen, 
                  fing er an, sich übermütig in jedes Abenteuer zu stürzen. 
                  Von überlegener Macht auf allen Seiten eingeschlossen, 
                  empfing 
                  er die Todeswunde. Die Überlebenden brachten seine 
                  Leiche heim und mit ihm die Silberkapsel mit dem Herzen des 
                  Königs. Graf Douglas ward beigesetzt in der Gruft 
                  seiner Väter; König Roberts Herz aber fand seine 
                  letzte Ruhe in Melrose-Abtei. So hat denn Robert Bruce, der 
                  Held und Liebling seines Volkes, ein doppeltes Grab gefunden. 
                  Unterm Altar in der alten Kathedrale 
                  von Dunfermlin liegt König Roberts Leib. Sein Herz 
                  aber liegt in der Abteienkirche zu Melrose. 
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